Warum ein Kiezhaus für den Wedding?

Immer wieder wird von „Trendforschern“ und „Szeneguides“ behauptet, dass der Wedding „kommt“. Schon seit einigen Jahren entwickelt sich ein „junger, städtischer Kreativflair“ mit Cafés, Ateliers und Bars im sonst als unattraktiv verschrienen Arbeiterviertel. Wo in den 60er Jahren (Gast-)Arbeiter*innen aus dem gezwungen wurden hinzuziehen, weil sie am Rande der Gesellschaft bleiben sollten, werden alle diejenigen verdrängt, die sich die teuren Mieten und Cafés nicht mehr leisten können. Die Logik dahinter ist deutlich eine kapitalistische. Unterstützt durch Senatspolitik, Gerichte und Quartiersmanagments können Investor*innen, Hausverwaltungen und Spekulant*innen nahezu beliebig Menschen aus ihren Wohnungen werfen, Hauser verkaufen, Modernisieren und die Mieten kräftig erhöhen. Zusätzlich wird der Stadtteil aufgehübscht, um ihn noch attraktiver zu machen für zahlungskräftige Menschen. Und wo es soziale Probleme an allen Ecken und Enden gibt, greift die Gewalt des Staates. Ein Alkoholverbot soll beispielsweise wieder am Leo durchgesetzt werden, damit der Kiez noch attraktiver für die neue, wohlhabende Klientel wird. Die trifft aber natürlich nur für sozial schwache Menschen zu – reiche Menschen mit „schicken Getränken“ dürfen scheinbar blieben. Mal wieder wird ein Laden gekündigt, damit eine schicke Boutique oder ein Yoga-Studio rein kann. Natürlich wohnen im Wedding immer noch viele erwerbslose und sozial abgehängte Menschen und es gibt auch noch „bezahlbarem“ Wohnraum. Allerdings wie lange und wieviel davon? Auch hier ist die Verdrängung ein Prozess, der stattfindet und dem es nur organisiert sich entgegen gestellt werden kann.

Dafür ist ein erster wichtige Schritt, einen Raum zu schaffen, an dem sich von Verdrängung und Ausgrenzung betroffenen Menschen vernetzen und organisieren können. Solch einen Ort wollen wir zusammen mit weiteren Gruppen und Menschen schaffen. Das „Kiezhaus Agnes Reinhold“ soll dafür eine erste Möglichkeit geben, sich Beratung einzuholen, mit den eigenen Nachbarn zu treffen, auszutauschen und praktisch zu werden. Darüber hinaus wollen wir damit weitere Nachbarn ermutigen sich einzubringen und auch deren Nachbar*innen zu organisieren und zu unterstützen. Nur so können wir eine starke Kraft von unten gegen Verdrängung und unsoziale Aufwertung schaffen und selber unsere Kieze gestalten – denn die Politik der Parteien wird uns dabei nicht helfen.

Für ein Kiezhaus in jeder Nachbarschaft! Informiert euch und bringt euch ein!

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